Antigen-Schnelltests haben eine Schwäche bei der Erkennung von Omikron-Infektionen: Das legt jetzt eine groß angelegte klinische Studie mit mehr als 35.000 vorgenommenen COVID-Paralleltestungen nahe.
Ärztezeitung online
Veröffentlicht: 30.08.2022 04:38 Uhr
Antigen-Schnelltests gehören zum Armamentarium gegen die nächste, für den Herbst erwartete Corona-Welle. Dass man sich bei einem negativen Schnelltest aber nicht immer in Sicherheit wiegen darf, bestätigt jetzt eine Studie, die am Universitätsklinikum Würzburg in Kooperation mit der Universität Würzburg und der Universität Greifswald vorgenommen wurde (J Clin Micro and Inf 2022, online 23. August).
Wie das Universitätsklinikum mitteilt, hat das Team um Isabell Wagenhäuser und Dr. Manuel Krone in der bisher weltweit größten veröffentlichten klinischen Studie zu Antigen-Schnelltests deren Sensitivität bei verschiedenen Varianten von SARS-CoV-2, darunter die aktuell vorherrschende Omikron-Variante, verglichen. Insgesamt wurden zwischen November 2020 und Januar 2022 bei 26.940 Personen 35.479 Parallel-Proben entnommen.
Ergebnis: Von 426 SARS-CoV-2-positiven PCR-Proben waren im Schnelltest nur 164 positiv. Das entspricht einer Sensitivität von lediglich 38,50 Prozent. Bei der derzeit vorherrschenden Omikron-Variante schlugen sogar nur 33,67 Prozent an.
Beim Wildtyp zeigten immerhin 42,86 Prozent der Schnelltests einen positiven Befund.
Sensitivität hängt von Viruslast ab
„Wir konnten erwartungsgemäß beobachten, dass mit abnehmender Viruslast auch die Empfindlichkeit der Schnelltests abnahm“, wird Wagenhäuser in der Mitteilung des Universitätsklinikums zitiert. „Doch gerade bei einer hohen Viruslast wurden Omikron-Infektionen durch Antigen-Schnelltests schlechter erkannt.“
Studienleiter Krone fügt hinzu: „Die Viruslast, bei der Schnelltests mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent anschlagen, war bei Omikron-Infizierten 48-fach erhöht gegenüber dem Wildtyp-Virus. Diese zuvor in Laborstudien beobachtete Verringerung der Sensitivität konnten wir erstmals im klinischen Alltag nachweisen.“
Obwohl all diese Aspekte die Verwendung von Antigen-Schnelltests weiter einschränken, seien sie dem Autorenteam zufolge nach wie vor ein unersetzliches Diagnoseinstrument für ein schnelles, großflächiges SARS-CoV-2-Screening. Krone: „Schnelltests sind kein adäquater Ersatz für PCR-Untersuchungen bei symptomatischen Personen. Doch sie können potentielle Superspreader herausfiltern und somit dazu beitragen, die nächste Infektionswelle einzudämmen.“ (otc)