Parodontose und kardiovaskuläre Prävention

In der heutigen Ärztezeitung (30.12.2014) wird über neuere Forschungsergebnisse des Teams um Dr. Johannes Baulmann von der Kardiologischen Klinik am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck zur Verbindung zwischen Zahn- und Herzkreislauferkrankungen berichtet.

Dr.Baulmann ist u.a. der 1.Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für arterielle Gefäßsteifigkeit (DeGAG) und einer der führenden deutschen Wissenschaftler auf diesem Gebiet.

Ich hatte das Vergnügen, eine Fortbildung zum Thema Pulswellengeschwindigkeits-, Augmentationsindex- und zentrale Blutdruckmessung bei ihm zu absolvieren.

Er äußert sich hier zu einer Veröffentlichung vom 1.August 2014 in PLOS one:

Zitat: „Wir konnten zeigen, dass sich bei den Patienten mit erfolgreicher Parodontitistherapie die Kreislaufparameter verbesserten, während sie bei den anderen Patienten schlechter wurden“, so Baulmann.

Im Detail sank der zentrale Blutdruck bei Patienten mit Reduktion der BoP (Blutung auf Sondierung) innerhalb eines Jahres um 3mmHg, während er bei Patienten, bei denen die Parodontitistherapie nicht erfolgreich war, weiter anstieg.

„Der Unterschied war hoch signifikant, und er war auch nach zwei Jahren noch nachweisbar“, betonte Baulmann.

Der Therapieerfolg ging einher mit einem Abfall des CRP-Werts, was darauf hindeutet, dass eine systemische Entzündung das Verbindungsglied zwischen Zähnen und Blutgefäßen sein könnte.

Bakterien und Thrombenbildung

Auch bei Pulswellengeschwindigkeit und Augmentationsindex schnitten die erfolgreich an den Zähnen behandelten Patienten signifikant besser ab.

„Das heißt konkret, dass sowohl die großen Gefäße als auch die kleinen Gefäße auf die Parodontitistherapie reagieren“, erläuterte Baulmann.

Was die Forscher sich derzeit noch etwas genauer ansehen, sind die Bakterien, die die schweren Parodontitiden verursachten. Das könnte weitere Erkenntnisse darüber bringen, wie Zähne und Blutgefäße interagieren.

So wurden bereits einige Bakterienstämme isoliert, die die Thrombusbildung stimulieren. Manche dieser bakteriell induzierten Thromben scheinen zudem auf ASS paradox zu reagieren: Die Zusammenlagerung der Blutplättchen wird eher verstärkt als gehemmt.

„Wenn sich das bewahrheitet, wären das alarmierende Befunde“, so Baulmann.

(Zitat Ende)

Meine Quintessenz hieraus lautet:

Bei Parodontose/-itis sollte parallel zur zahnärztlichen Behandlung eine Messung der Pulswellengeschwindigkeit, des Augmentatiosnindex und des zentralen Blutdrucks durchgeführt werden.

Weiterhin sollte eine Messung zumindest des hochsensiblen CRPs, besser noch weiterer Marker einer entzündlichen, oxidativen bzw. nitrosativen Stressbelastung des Organismus erfolgen und eine spezifische Therapie (ggf. ergänzt durch eine antibiotische Therapie) begonnen werden.

 

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